„Coco“: Von Mexiko für die Welt

Pixar und Disney lassen sich in ihrem neuen Film weder von der Mauer noch von der Grenze im Süden ihres Landes aufhalten.

„In your face Donald Trump!“ So heißt die Botschaft, die Pixar und Disney an den Präsidenten der Vereinigten Staaten und seine anti-mexikanischen Reden zu richten scheinen. Zumindest wird der Satz auf den sozialen Netzwerken in vielen Sprachen wiederholt – und das noch vor der Erstaufführung des neuen Pixar-Disney-Films: Coco. Das Totenfest, das in Mexiko jedes Jahr vom 31.10. bis 02.11. gefeiert wird, ist Thema der jüngsten Animation ihrer Blockbuster. In der Handlung wird – jenseits von Trump-Klischees und „schlechten Menschen“ – der Wert der Tradition und Kultur und vor allem der verblüffenden Bilder des „echten Mexiko“ hervorgehoben.

In diesem Animationsfilm mit Gael García Bernal, Karol Sevilla (Telenovela „Soy Luna“), Marco Antonio Solís und anderen berühmten lateinamerikanischen Schauspielern und Sängern erzählt uns Coco die Geschichte von einem Jungen und seinem Traum, gegen den Widerstand der Familie Musiker zu werden. Musikalische Beispiele gibt es zuhauf: Pedro Infante, Jorge Negrete, beides berühmte Interpreten der Mariachi-Musik.

Ein ungewohntes Detail ist außerdem die Uraufführung des Films beim „Festival de Cine de Morelia“ in Mexiko einen Monat bevor er in den Vereinigten Staaten und Europa herauskommt. Was im Grunde nicht erstaunlich ist, schließlich ist Coco für Mexiko „maßgeschneidert“. Der Film wird also in dem Land uraufgeführt, in dem er spielt, um seine Aufnahme beim Publikum einzuschätzen und ihn anschließend auf dem weltweiten Markt einzuführen.

Bevor „Coco“ gedreht wurde sammelten Pixar und Disney vier Jahre lang gründlich wirklichkeitsnahe Bilder über Mexiko. Das ist in den Details jeder Sequenz spürbar:  überall Landschaften, Bildmaterial und Anspielungen auf die mexikanische Volks- und Medienkultur.

Die Handlung spielt in einem erfundenen Dorf im mexikanischen Süden, dessen Landschaften, Musikstile und Bräuche verschiedenen Regionen des Landes ähneln.

Obwohl der Film bisher nur in Mexiko gezeigt wurde, gibt es schon reichlich Kritik auf den sozialen Netzwerken. Eine davon ist, dass der Film vielleicht dem von Guillermo del Toro produzierten „Manolo und das Buch des Lebens“ ein bisschen zu ähnlich ist.  Eine andere beschuldigt Disney, sich die Traditionen eines Landes zunutze zu machen – aber das ist natürlich nicht neu.

Jenseits aller Polemiken bietet Coco von Pixar-Disney zwei bemerkenswerte Eigenschaften:

Zunächst setzt der Film auf ein „glokales“ (globales und lokales) Thema: auf Basis von Bräuchen der Region eines Landes wird eine Geschichte über universelle Themen wie Leben, Tod und die Wichtigkeit der Familienbande geschrieben. 

Für den Augenblick behalten wir die Worte der Produzenten im Gedächtnis: dieser Film wurde „aus Liebe zu Mexiko“ gedreht. Wir werden schon sehen.

G. Quiroz