Moviepass: Kinoflatrate zum Discountpreis in den USA

Täglich ins Kino gehen – ein teurer Spaß, und als Filmkritiker findet man das irgendwann anstrengend. Für Filmfans klingt das aber wie ein Traum. In den USA ist das jetzt möglich, mit einer Flatrate für nur knapp zehn Dollar pro Monat. Aber die Sache hat ihre Haken.

Einfach eine MoviePass-Karte kaufen und ab geht’s ins Kino. 20.000 Amerikaner hatten die Karte im vergangenen August, heute sind es schon eineinhalb Millionen. Für den rasanten Anstieg gibt es einen offensichtlichen Grund: Der Preis der Dauerkarte, die in 36.000 der rund 40.000 Kinos in den USA gilt, wurde drastisch gesenkt. Von 40 Dollar pro Monat, was ungefähr dem Preis einer Kinoflatrate bei deutschen Kinoketten entspricht, auf nur 9,95 US-Dollar.

Die Karte wird dabei anders als ihre deutschen Pendants nicht von den Kinoketten selbst angeboten, sondern von einem eigenständigen Unternehmen. Seit 2011 dümpelte das Angebot vor sich hin, dann entschloss man sich, das Geschäftsmodell völlig zu ändern. Jetzt ist nicht mehr die Karte selbst das eigentlich Produkt, sondern der Kunde. Der wird verkauft, besser gesagt seine Daten.

Das funktioniert so: Der niedrige Preis soll die Filmfans anlocken. Deren Informationen verkauft der Betreiber dann für Marktforschungszwecke. Das Modell scheint aufzugehen, vorerst zumindest: Die Abonnentenzahl wuchs innerhalb von 20 Tagen von einer Million auf eineinhalb Millionen, bis Ende des Jahres strebt man zwei Millionen Karteninhaber an und bis Ende 2019 drei Millionen. Bisher halten etwa 96 Prozent der Kunden dem MoviePass die Treue.

Die rasant steigenden Abonnentenzahlen täuschen dabei über das große Risiko für den Anbieter hinweg: Der zahlt nämlich den Kinobetreibern den vollen Preis für die genutzten Kinotickets. In teuren Städten kann der schon mal höher sein als der Preis für den MoviePass, und das schon bei einem einmaligen Kinobesuch pro Monat.

Der Anbieter muss also idealerweise die Differenz kompensieren. Das kann über die Einnahmen aus den Marktforschungsdaten geschehen oder durch mehr Kunden in Landesteilen, in denen die Kinotickets billiger sind. Andere Möglichkeiten sind Partnerschaften mit Kinobetreibern, um bessere Deals bei den Ticketpreisen zu bekommen.

“Wenn MoviePass sein Businessmodell aufrechterhalten kann und am Ende ein Profit steht, dann sind sie auf dem Weg, ein neues Redbox oder Netflix zu werden und die Branche völlig umzukrempeln”, so der Analyst des Unternehmens Exhibitor Relations Co. gegenüber Business Insider.

Was der Chef von MoviePass, Mitch Lowe, über die Zukunft des Geschäftsmodells sagt, ist hier nachzusehen.

Philippe Mathieu/EG/pha